In Meetings durchsetzen und faire Regeln einfordern

Wie du dich als Frau durchsetzt und faire Gespräche gestaltest

Kennst du das? Du bist in einem Meeting, hast eine geniale Idee und möchtest sie einbringen. Doch kaum hast du den Mund aufgemacht, wirst du unterbrochen oder dein Beitrag geht im einfach unter. Frustrierend, oder?

Oder: Du bringst einen Punkt ins Meeting ein, aber keiner hört dir zu. Und wenige Momente später sagt ein Mann nahezu dasselbe - und alle sind begeistert.

In meiner Zeit als Politikerin habe ich solche Situationen oft erlebt und beobachtet. Heute möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du dich in Meetings durchsetzt. Und wie du in deinem Unternehmen oder deiner Organisation für eine faire, geschlechtergerechte Gesprächskultur sorgen kannst.

Eine mir wichtige Bemerkung vorab:

In meinen Female Empowerment-Trainings - und auch hier in diesem Text - überspitze ich geschlechterstereotypes Verhalten. Das tue ich, um uns dieses Verhalten bewusst zu machen. Um es offenzulegen und um dann Maßnahmen entwickeln zu können, die Geschlechterungerechtigkeiten und Stereotype abbauen.

Wichtig ist mir: nicht alle Männer so und nicht alle Frauen anders. Und noch wichtiger: Gemeinsam mit vielen anderen trete ich dafür ein, dass Rollen-Stereotype abgebaut werden. Wie a aktuell ist, muss es also in Zukunft nicht bleiben.

Warum Meetings oft unfair sind

Meetings laufen nicht immer fair und geregelt ab. Das ist dir sicher auch schon aufgefallen. Die Ursachen sind vielseitig:

1. Unbewusste Vorurteile:

Manche Stimmen werden öfter gehört – andere kaum. Oft passiert das nicht absichtlich, sondern aus Routine oder unbewussten Denkmustern.

2. Dominante Gesprächskulturen:

Wer laut ist, wird gehört. Wer rücksichtsvoll ist, geht unter. Leider werden Frauen gesellschaftlich in die zweite Kategorie gedrängt.

3. Unterschiedliche Kommunikationsstile:

Während Männer direkter auftreten, bevorzugen viele Frauen diplomatischere und kooperative Ansätze – was manchmal als Unsicherheit wahrgenommen wird.

Auch ich habe in meiner Zeit als Politikerin erlebt, wie schwer es sein kann, in einer dominanten Männer-Runde Gehör zu finden. Aber: Es gibt Strategien, um das zu ändern.

Deine Stimme zählt: Strategien zur Selbstbehauptung

1. Vorbereitung ist alles

Gehe nie unvorbereitet in ein Meeting. Kenne deine Themen, deine Argumente und die wichtigen Fakten. Wenn du gut vorbereitet bist, fühlst du dich sicherer und kannst souveräner auftreten. Und: Zerfasere nicht, sondern konzentriere dich auf die Kernbotschaft. Der letzte Satz sollte eine Aufforderung, also ein Appell (neudeutsch CTA – Call to Action) sein.

2. Nutze deine Körpersprache

Dein Auftreten beeinflusst, wie andere dich wahrnehmen. Sitze aufrecht, nimm Raum ein und halte Blickkontakt. Diese Signale zeigen: Ich bin präsent, meine Worte sind wichtig.

3. Sprich klar und prägnant - und ohne Konjunktive

Vermeide Konjunktive! Statt „Vielleicht wäre es eine Idee…“ formuliere besser klar: „Ich schlage vor…“.

Beobachte deine Formulierungen bewusst und trainiere, weichmachende Formulierungen wie Konjunktive – oder einen deine Aussage in ihrer Deutlichkeit zurücknehmenden Lacher am Ende des Statements – zu vermeiden.

Solche Änderungen wirken klein, machen aber einen riesigen Unterschied.

4. Unterbrechungen kontern

Wenn du unterbrochen wirst, bleibe freundlich, aber bestimmt: „Einen Moment, ich möchte meinen Gedanken noch abschließen.“ Dieser Satz - mit einstudierter Freundlichkeit, aber Bestimmtheit – hat mir in hitzigen Debatten geholfen, meine Position klar darzulegen.

5. Verbündete finden

Sprich dich vor Meetings mit Kolleginnen oder Kollegen ab und unterstützt euch gegenseitig. Gemeinsam seid ihr stärker. In meiner Zeit in der Grünen Jugend Hessen haben wir so viele Anliegen effektiv und machtvoll durchsetzen können.

Machtspiele erkennen und entkräften

Meetings sind oft Schauplätze subtiler Machtspiele. Hier sind Strategien, um dich zu behaupten:

1. „Hepeating“ ansprechen

Wird deine Idee ignoriert, später aber von jemand anderem als seine eigene präsentiert? Reagiere ruhig: „Schön, dass du meinen Punkt aufgreifst. Lass uns darauf aufbauen.“

2. Mansplaining stoppen

Wenn dir jemand etwas erklärt, das du bereits weißt, bedanke dich freundlich und ergänze: „Danke für die Erklärung. Als Expertin in diesem Bereich möchte ich noch hinzufügen…“

3. Mikroaggressionen entlarven

Subtile Herabsetzungen kannst du mit einer Frage entkräften: „Wie genau meinst du das?“ Oft bringt das den anderen aus dem Konzept.

4. Raum einnehmen

Beobachte deine innere Haltung – und gehe gerade am Anfang, wenn du noch etwas unsicher bist, mit einem kleinen Trick vor: Denke dir aus, dass dich jemand, der dir wichtig ist, im Meeting beobachtet. Und denke dir zudem, dass ihr verabredet habt, dass du eine Rolle spielst. Suche dafür ein dir angenehmes Vorbild: Amal Clooney, Michelle Obama, Angela Merkel – alles ist erlaubt. So begann ich, meine Analysen klar und bestimmt zu präsentieren, dadurch änderte sich die Dynamik in vielen Meetings deutlich.

Faire Meetings gestalten: Dein Beitrag

Wenn du selbst Meetings leitest oder daran teilnimmst, kannst du aktiv zu einer gerechteren Gesprächskultur beitragen:

1. Rotierender Vorsitz

Schlage vor, den Vorsitz zu rotieren. So bekommt jede Person die Chance, die Agenda zu bestimmen.

2. Redezeit visualisieren

Ein Redezeit-Monitoring kann helfen, Gespräche auszugleichen. Die Ergebnisse sind oft überraschend und regen zum Nachdenken an.

3. „No-Interruption“-Regel

Setze dich dafür ein, dass jede Person ihre Gedanken zu Ende führen darf. Das schafft Raum für alle Stimmen.

4. Aktives Zuhören

Fordere Teilnehmende auf, die Ideen anderer zusammenzufassen, bevor sie ihre eigenen vorbringen.

5. Vielfalt einbinden

Achte darauf, auch ruhige oder zurückhaltende Stimmen aktiv einzubinden. Frage gezielt nach ihrer Meinung.

Dein persönlicher Weg zu mehr Durchsetzungskraft

Finde heraus, welche Strategien am besten zu dir passen. Vielleicht hilft dir Humor, vielleicht bist du mit sachlicher Bestimmtheit am erfolgreichsten.

Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich mit einem Augenzwinkern sagte: „Bevor ich von den Jungs im Ausschuss überhört werde, möchte ich Folgendes einbringen…“. Das brachte nicht nur Lacher, sondern auch Aufmerksamkeit.

Fazit: Deine Stimme macht den Unterschied

Du hast die Macht, Meetings zu verändern. Mit den richtigen Strategien kannst du dich durchsetzen und gleichzeitig zu einer faireren Gesprächskultur beitragen. Deine Perspektive ist wertvoll und wird gebraucht. Probiere in deinem nächsten Meeting eine der Strategien aus und beobachte, was sich verändert.

Wenn du Unterstützung möchtest, um deine Kompetenzen weiterzuentwickeln, stehe ich dir gerne als Coachin zur Seite. Gemeinsam schaffen wir Meetings, in denen jede Stimme zählt – auch deine. Lass’ uns dafür erstmal einfach unverbindlich kennenlernen.

P.S.: Wie sind deine Erfahrungen in Meetings? Welche Strategien haben dir geholfen? Teile deine Gedanken in den Kommentaren – ich freue mich darauf!

Sarah Sorge

Sarah Sorge war viele Jahre Politikerin auf kommunaler und Landesebene, u.a. Landtagsabgeordnete im Hessischen Landtag und Stadtverordnete und Dezernentin in Frankfurt am Main. Schon aus dieser Zeit bringt sie Erfahrungen, Tipps und Anekdoten zu Machtspielchen, Sichtbarkeit und Haltung für Frauen in Politik und Führung mit. Von 2019 bis 2023 war sie Geschäftsführerin der Akademie Mixed Leadership. Hier hat sie an der Schnittstelle zwischen Weiterbildung und Forschung gearbeitet. Der Fokus diese Akademie der Frankfurt University of Applied Sciences liegt auf nötigen Strukturveränderungen für Führung & Diversität, für Frauen in Führung und auf ‚Female Empowerment‘.

Nebenberuflich arbeitete Sarah Sorge bereits seit 2016 als Coach für Frauen in Führung mit dem Schwerpunkt Politik und Verwaltung und als Trainerin für das Thema ‘Female Empowerment’. Seit 2024 konzentriert sie sich als Freiberuflerin mit voller Kraft auf diese Themen.

http://www.sorge-coaching.de
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